Dienstag, 09.07.2024, 20 Uhr
Der prometheische Abgrund: Günther Anders im 21. Jahrhundert - Vortrag von Felix Maiwald
Die zunehmende Technisierung des Alltags ist für uns nicht nur selbstverständlich geworden, sondern bedeutet geradezu ein Postulat des modernen Menschen: Wer sich skeptisch gegenüber Digitalisierung, Automatisierung und ‚künstlicher Intelligenz‘ ausspricht, oder deren Wert in grundsätzliche Zweifel zieht, gilt als rückständig, als aus der Zeit gefallen, kurzum als „antiquiert.“ Wer die Heilsversprechen des technologischen Fortschritts hinterfragt, torpediert darüber hinaus vermeintlich das zukünftige Wohl der bürgerlichen Gesellschaft, welches dem Menschen aus der Verbesserung seiner Technologien erwachsen soll. Je besser die Technik, desto besser der Mensch. O schöne neue Welt!
Bereits in den 1950er Jahren nahm Günther Anders‘ Unbehagen angesichts der Kehrseiten des technologischen Fortschritts überhand und veranlasste ihn zu einer scharfsinnigen und hellsichtigen Kulturkritik der westlichen Lebenswelt. Anhand von Phänomenen des Alltags, der Fabrik- und Fließbandarbeit, des Fernsehens und Rundfunks, sowie der Entwicklung der Atombombe interpretierte Günther Anders den Menschen als rückständiges, allzu natürliches Wesen, das leiblich, seelisch und geistig hinter seinen technischen Errungenschaften zurückbleiben muss („prometheisches Gefälle“) und dadurch in ein Missverhältnis zu sich selbst verfällt („prometheische Scham“). Rund ein Vierteljahrhundert später betrachtete er seine Diagnosen noch im Ganzen als richtig und bewahrheitet.
In dem Vortrag wird der Frage nachgegangen, welche Erklärungskraft seine Ansätze auch im 21. Jahrhundert noch haben und ob sie angesichts des radikalen Wandels der Lebenswelt durch den Siegeszug der digitalen Technik aktualisiert werden können.
Felix Maiwald (M. A.), geboren 1991 in Gummersbach, studierte von 2011 bis 2022 Philosophie, Griechische Philologie und Musikwissenschaft in Bonn. Seit 2023 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Digitalen Kant-Zentrum NRW und absolviert in diesem Rahmen eine Promotion über Immanuel Kants ‚Weltbürgerrecht‘ und Fragen der globalen Migration.
(Eine Bibliographie der Schriften von Günther Anders in einer Auswahl folgt.)
In dem Vortrag wird der Frage nachgegangen, welche Erklärungskraft seine Ansätze auch im 21. Jahrhundert noch haben und ob sie angesichts des radikalen Wandels der Lebenswelt durch den Siegeszug der digitalen Technik aktualisiert werden können.
Felix Maiwald (M. A.), geboren 1991 in Gummersbach, studierte von 2011 bis 2022 Philosophie, Griechische Philologie und Musikwissenschaft in Bonn. Seit 2023 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Digitalen Kant-Zentrum NRW und absolviert in diesem Rahmen eine Promotion über Immanuel Kants ‚Weltbürgerrecht‘ und Fragen der globalen Migration.
(Eine Bibliographie der Schriften von Günther Anders in einer Auswahl folgt.)