Mittwoch, 25.01.2023, 20 Uhr

Sasha Marianna Salzmann: Im Menschen muss alles herrlich sein
 
Die Veranstaltung sollte am 1. September 2022 stattfinden, musste aber verschoben werden. Die Karten behalten ihre Gültigkeit, werden aber auch zurückgenommen.


Sasha Marianna Salzmann: Im Menschen muss alles herrlich sein. Roman.
 Suhrkamp 2021. 384 S. Geb. 24,00 €

Wie soll man »herrlich« sein in einem Land, in dem Korruption und Unterdrückung herrschen, in dem nur überlebt, wer sich einem restriktiven Regime unterwirft? Wie soll man diese Erfahrung überwinden, wenn darüber nicht gesprochen wird, auch nicht nach der Emigration und nicht einmal mit der eigenen Tochter? »Was sehen sie, wenn sie mit ihren Sowjetaugen durch die Gardinen in den Hof einer ostdeutschen Stadt schauen?«, fragt sich Nina, wenn sie an ihre Mutter Tatjana und deren Freundin Lena denkt, die Mitte der neunziger Jahre die Ukraine verließen, in Jena strandeten und dort noch einmal von vorne begannen. Lenas Tochter Edi hat längst aufgehört zu fragen, sie will mit ihrer Herkunft nichts zu tun haben. Bis Lenas fünfzigster Geburtstag die vier Frauen wieder zusammenbringt und sie erkennen müssen, dass sie alle eine Geschichte teilen.

In ihrem neuen Roman erzählt Sasha Marianna Salzmann von Umbruchzeiten, von der »Fleischwolf-Zeit« der Perestroika bis ins Deutschland der Gegenwart. Sie erzählt, wie Systeme zerfallen und Menschen vom Sog der Ereignisse mitgerissen werden. Dabei folgt sie vier Lebenswegen und spürt der unauflöslichen Verstrickung der Generationen nach, über Zeiten und Räume hinweg. Bildstark, voller Empathie und mit großer Intensität.



„Die Multiperspektivität des Geschehens resultiert nicht in bloßer Abwechslung der Fokussierung, sondern in sich überlagernden Blickwinkeln, als setzte Salzmann bei der Inszenierung des Geschehens eine Drehbühne ein. Und je weiter das Buch fortschreitet, desto mehr Fahrt scheint diese Drehbühne aufzunehmen.“ Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung



„Im Menschen muss alles herrlich sein ist nicht nur ein ernüchterndes Portrait der späten Sowjetzeit, sondern auch ein bemerkenswerter Familienroman, der sich auf die Verlusterfahrungen starker Frauenfiguren stützt ... Ein preiswürdiges Buch.“ Carsten Otte , SWR2

Weitere Bücher und Aufsätze von Sasha Marianna Salzmann:

Sasha Marianna Salzmann: Außer sich. Roman. Suhrkamp 2017. 366 S. Geb, 22,00

--- als Taschenbuch 12,00 €

---, Aristokraten. Drei Stücke. Theaterbibliothek. Verlag der Autoren 2017. 216 S. Kart. 14,00 €

---, Meteoriten. Drei Stücke. Theaterbibliothek. Verlag der Autoren 2016. 210 S. Kart. 14,00 €

Sasha Maria Salzmann: Watch me, DaddyAuszug aus dem Theaterstück „Verstehen Sie den Dschihadismus in acht Schritten“ in: Jalta. Positionen zur jüdischen Gegenwart. Selbst-Ermächtigung. 1/2017. S. 102 ff

Sasha Maria Salzmann: Weiblich. A-Hierarchisch, Queer. Was ich durch die Augen von Nan Goldin sehe. in: Jalta. Positionen zur jüdischen Gegenwart. Zwischen Literarizität und Programmatik. Sonderausgabe X: Jüdische Literaturen der Gegenwart 2019. S. 68 ff

Max Czollek / Sasha Marianna Salzmann: Desintegration. Ein Kongress zeitgenössischer jüdischer Positionen. Vlg. Kerber 2017. 108 S. mit 50 farb. Abb. Kart. 25,00 €

Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist vielfältiger, als die öffentliche Inszenierung von Shoah-Überlebenden, Antisemitismusexperten oder sonnengebräunten „Muskeljuden“ es zulässt. Was ist der gemeinsame Nenner jüdischer Identität? Sind Juden eine Glaubensgemeinschaft, eine Ethnie oder eine Opfergruppe? Desintegration diskutiert die Frage nach einer jüdischen Identität in der dritten Generation unterschiedlicher in Deutschland lebender Juden – sowjetische Migranten, Einwanderer aus Israel sowie Juden aus der Gruppe deutscher Überlebender oder Rückkehrer – und schafft einen Raum der Selbstreflexion. In seiner thematischen Zuspitzung ist das Begleitbuch zu einem Kongress und einer Ausstellung im Maxim Gorki Theater, Berlin, innovativ und provokant zugleich.

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