Dienstag, 25.10.2022, 20 Uhr

Radio Nacht - Juri Andruchowytsch stellt seinen Roman vor 
 
(Lesung auf Deutsch, Ausschnitte auch auf Ukrainisch)

Juri Andruchowytsch: Radio Nacht. Roman. Aus dem Ukrainischen von Sabine Stöhr. Etwa 480 S. Suhrkamp 2022. Geb. 26,00 €

Der Roman erscheint Mitte September 2022.

Als „Barrikadenpianist“ hat er die Revolution zu Hause unterstützt. In der Emigration verdient er sein Geld als Salonmusiker – Josip Rotsky, ein Mann unklarer Identität, dessen Name sich auf Trotzki, Brodsky und Joseph Roth reimt. In einem Schweizer Hotel muss er für den Diktator seines Landes spielen - und wird zum Attentäter.
Nach der Haft zieht Rotsky sich in die heimatlichen Karpaten zurück. Geheimdienstler und andere Finsterlinge trachten ihm nach dem Leben. Mit seiner Geliebten Animé und dem Raben Edgar flieht er nach Griechenland. Erst auf der Gefängnisinsel am Null-Meridian ist Schluss. Dort sendet sein »Radio Nacht« rund um die Uhr Musik, Poesie und Geschichten in die sich verfinsternde Welt.

„Radio Nacht“, in der Ukraine 2020 erschienen, ist nicht nur ein sprachliches Feuerwerk, sondern ein Gegenwartsroman von eminenter Aktualität. Klimaproteste, Pandemie, die Bedrohung durch Russland – er handelt von einer Zeit, in der die Hoffnungen auf radikale Veränderungen begraben werden.

Juri Andruchowytsch, geboren 1960 in Iwano-Frankiwsk/Westukraine, dem früheren galizischen Stanislau, studierte Journalistik und begann als Lyriker. Außerdem veröffentlicht er Essays und Romane. Andruchowytsch ist einer der bekanntesten europäischen Autoren der Gegenwart, sein Werk erscheint in 20 Sprachen. 1985 war er Mitbegründer der legendären literarischen Performance-Gruppe Bu-Ba-Bu (Burlesk-Balagan-Buffonada). Mit seinen drei Romanen Rekreacij (1992; dt. Karpatenkarneval, 2019), Moscoviada (1993, dt. Ausgabe 2006), Perverzija (1999, dt. Perversion, 2011), die unter anderem ins Englische, Spanische, Französische und Italienische übersetzt wurden, ist er unfreiwillig zum Klassiker der ukrainischen Gegenwartsliteratur geworden.
Goethe-Medaille 2016 / Hannah-Arendt-Preis 2014 / Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2006 / Sonderpreis des Erich-Maria-Remarque-Friedenspreises 2005

Die Übersetzerin des Romans "Radio Nacht"  und zahlreicher Bücher von Juri Andruchowytsch:

Sabine Stöhr, 1968 geboren, studierte Slawistik in Mainz und Simferopol. Seit 2004 übersetzt sie aus dem Ukrainischen, v.a. die Werke von Juri Andruchowytsch und, gemeinsam mit Juri Durkot, das Romanwerk von Serhij Zhadan. 2014 wurde sie mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung ausgezeichnet. Ebenfalls 2014 erhielt sie, gemeinsam mit Juri Durkot und dem Autor, den Brückepreis Berlin für Die Erfindung des Jazz im Donbass von Serhij Zhadan. 2018 wurde Sabine Stöhr und Juri Durkot der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen für ihre Übersetzung des Romans Internat von Serhij Zhadan.

Preis der Leipziger Buchmesse 2018 / Brücke Berlin-Preis 2014 / Johann-Heinrich-Voß-Preis 2014

Eine Auswahl der auf Deutsch erschienenen Bücher von Juri Andruchowytsch, die sich im Sortiment befinden:

---, Die Lieblinge der Justiz. Parahistorischer Roman in achteinhalb Kapiteln. Aus dem Ukrainischen von Sabine Stöhr.Suhrkamp 2020. 296 S. Geb. 23,00 €

Juri Andruchowytsch entfaltet in diesem Buch ein die Jahrhunderte umspannendes Panorama von Mord, Liebe und Verrat, von der Monstrosität des Verbrechens und der Justiz.

---, Zwölf Ringe. Roman. Übersetzt von Sabine Stöhr. Suhrkamp 2009. 305 S. Kart. 14,00 €

Die Ukraine in den Neunzigern: ein Staat in den Geburtswehen, vom postsozialistischen Chaos grell aufgeschminkt.

---, Karpatenkarneval. Roman. Übersetzt von Sabine Stöhr. Suhrkamp 2009. Geb. 16,00 €

Vier Dichter und ihre bizarre Entourage unterwegs in die Karpaten. In Tschortopil soll das Fest des auferstehenden Geistes steigen, ein Happening, eine Kreuzung aus Woodstock, Orgie und folkloristischem Mummenschanz. Der Rockstar aus Leningrad reist im Zug an, während die »Blüte der Nation«, die jungen Dichter aus der Provinz, von einem Chrysler Imperial aufgesammelt werden, am Steuer ein ukrainischer Emigrant, der eine Privatklinik in Luzern leitet und sich als Sponsor ausgibt …

Karpatenkarneval, geschrieben im September/Oktober 1990, ist der legendäre Bilderstürmertext des 30jährigen Lyrikers und Performance-Künstlers Juri Andruchowytsch…

---, Moscoviada, Roman. Übers. von Sabine Stöhr. Suhrkamp 2012. 223 S. Kart. 14,00 €

Moskau, Anfang der 90er Jahre. Im Wohnheim des Gorki-Instituts hocken die poetischen Hoffnungen aus der sowjetischen Provinz aufeinander. Das Imperium zerfällt, die Stimmung ist gereizt, der Wodka knapp. Otto von F., Student aus der Westukraine, will im Kaufhaus „Kinderwelt” Geschenke besorgen, findet nicht mehr heraus und gerät in die Gewalt von Geheimdienstbeamten, die in den Katakomben unter dem Kreml ein Rattenheer züchten.

Moscoviada, Juri Andruchowytschs erfolgreichster, in viele Sprachen übersetzter Roman, ist von ungebrochener Aktualität. Das neoautoritäre Rußland, der eifernde Nationalismus, die Verklärung der kommunistischen Epoche, der chauvinistische Kitsch, der ideologische Druck – all diese Gespenster werden in einem karnevalesken Spektakel unter panischem Gelächter zum Teufel gejagt.

---, Perversion. Roman. Übers. von Sabine Stöhr. Suhrkamp 2013. 332 S. Kart. 10,99 €

Was geschah mit Stanislaus Perfezki? Der Held des ukrainischen Underground, Dichter und Happening-Künstler wird in Venedig zu einem Symposion über den postkarnevalistischen Irrsinn der Welt erwartet und ist verschwunden. Ein Mordkomplott? Ein Liebesunfall?

---, Kleines Lexikon intimer Städte. Autonomes Lehrbuch der Geopoetik und Kosmopolitik. Deutsch von Sabine Stöhr. Insel 2016. 416 S. Geb. 24,00 €

---, Engel und Dämonen der Peripherie. Essays. Übers. von Sabine Stöhr. Suhrkamp 20ß07. 217 S. Kart. 10,00 €

---, Das letzte Territorium. Essays. Aus dem Ukrainischen von Alois Woldan. Suhrkamp 2003/2015. 189 S. Kart. 14,00 €

---, Geheimnis. Sieben Tage mit Egon Alt. Aus dem Ukrainischen von Sabine Stöhr. Suhrkamp 2008/2022. 387 S. Kart. 20,00 €

Juri Andruchowytsch und Andrzej Stasiuk: Mein Europa. Zwei Essays über das sogenannte Mitteleuropa. Aus dem Ukrainischen von Sofia Unufriv und aus dem Polnischen von Martin Pollak. Suhrkamp 2004/2022. 122 S. Kart. 16,00 €

Euromaiden. Was in der Ukraine auf dem Spiel steht. Herausgegeben von Juri Andruchowytsch. Mit einem Fotoessay von Yevgenia Belorusets. Suhrkamp 2014 / 2022. 207 S. Kart. 16,00 €

… und Gedichte:

Juri Andruchowytsch: Werwolf Sutra. Gedichte. Deutsch von Stefaniya Ptashnyk unter Mitwirkung von Isolde Baumgärtner, Michael Donhauser, Anna Halja Horbatsch, Olaf Kühl, Joachim SDartorius, Sabine Stöhr, Hans Thill, Anja Utler. Wunderhorn 2009. 90 S. Kart.

und als CD:

Andruchowytsch's Werwolf Sutra. Deutsch / Ukrainisch. Mit Juri Andruchowytsch, Peter Conradin Zumthor und Vera Kappeler. Verlag Der gesunde Menschenversand 2013. CD 16,50 €

In der Ukraine und in Polen arbeitet Juri Andruchowytsch seit etlichen Jahren mit Musikern zusammen, um seine Poesie konzertant auf die Bühne zu bringen. Erstmals präsentiert er nun seine Gedichte in deutscher Übersetzung auf einem Hörbuch auch im deutschsprachigen Raum. Die Musiker Vera Kappeler und Peter Conradin Zumthor näherten sich der Poesie mit subtilen, intimen Kompositionen, geräuschhaften Landschaften, eigenwilligen Liedern und volksliedartigen Stücken. Andruchowytsch singt außerdem ukrainische Volkslieder, die ihn zeit seines Lebens begleiten. Die Gedichte stammen aus Andruchowytschs Lyrikband „Werwolf Sutra".

.... ein Fotoband:

Isolde Ohlbaum und Juri Andruchowytsch: Czernowitz & Lemberg in Fotos und Text. mit 60 Fotos. Verlag Das Wunderhorn 2017 / 2022. 95 S. Geb. 23,00 €

Czernowitz und Lemberg sind Städte mit einer reichen europäischen Tradition, die aber im europäischen Bewusstsein der jüngeren Vergangenheit marginalisiert wurden. Isolde Ohlbaums Bilder zeigen diese Prägung, die städtebauliche Wurzel in der K.u.K.-Monarchie, in deren Lücken und Rissen das Leben der Ukrainer gegen alle Widrigkeiten pulsiert. Sie laden ein, diese zwei Kulturstädte in ihrer alltäglichen Erscheinung zu erkunden. Die Fotos lassen aber auch erahnen, dass große Teile des kulturellen Erbes, etwa der jüdische Friedhof in Czernowitz, dem Verfall nach wie vor ausgesetzt sind.
Juri Andruchowytsch lässt in seinem Begleittext die Bedeutung von Czernowitz und Lemberg in seinem Leben und Schreiben Revue passieren, beschreibt die Geschichte ihrer Verbindung und ihre heutige Wahrnehmung in der westlichen Öffentlichkeit.
Aus dem Ukrainischen übersetzt von Sabine Stöhr.


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