Donnerstag, 12.10.23, 20 Uhr

"Wenn die Welt schläft" - Tadeusz Dabrowski stellt im Gepräch mit Jan Wagner seine Gedichte vor
 
Tadeusz Dąbrowski: Wenn die Welt schläft. Gedichte 2015–2021. Ausgewählt und aus dem Polnischen übersetzt von Renate Schmidgall. Schöffling 2022, 95 S. Geb. 22 €

Dieser Band gehört zu den Lyrik-Empfehlung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung für das Jahr 2023

Ilma Rakusa Ra<kusa empfieht diesen Band mit folgenden Worten:

" 'Seit Jahren sah es nach Regen aus, / heute flogen durch ihr Gesicht / ein paar tote Schwalben.' So lakonisch schreibt Tadeusz Dąbrowski in seinem Gedichtband Wenn die Welt schläft über verflossene Lieben und erinnerte Städte, über das Fotografieren und die Wahrheit, die manchmal mitten durch ein Wort verläuft. Nichts entgeht dem Blick dieses Anatomen des Alltags. Wobei Dąbrowski nicht nur Erlebtes, sondern die Sprache selbst unter die Lupe nimmt: »Es ist gefährlich, / zu viele Wörter zu kennen. // Jedes von ihnen hat seine / zweite Seite, die ebenfalls / eine zweite Seite hat, / und so weiter ohne Ende. // Ein Spiegelkabinett der Wörter. // [...] Wörter mit Ohren / nach innen.« Die Mischung aus Gedankenschärfe und Bildlichkeit macht den Reiz von Dąbrowskis Gedichten aus, die aus kleinen Episoden weite Denkräume entfalten und immer wieder überraschende Wendungen nehmen. Mit ihrem teils ironischen Erzählton stehen sie in bester polnischer Tradition: Sowohl Zbigniew Herbert wie Adam Zagajewski ist ein Gedicht gewidmet."

„Zu erleben ist ein Dichter, der alles, was ihm widerfährt, in Sprache verwandelt.“  Jörg Magenau, rbb kulturradio

Tadeusz Dąbrowski, geboren 1979, ist ein renommierter polnischer Lyriker und hat sechs in zahlreiche Sprachen übersetzte Gedichtbände veröffentlicht. Auf Deutsch erschienen Schwarzes Quadrat auf schwarzem Grund (2010) und Die Bäume spielen Wald (2014). Als Redakteur der Literaturzeitschrift Topos und künstlerischer Leiter des Festivals Europäischer Dichter der Freiheit lebt er in Danzig. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter zuletzt den Horst-Bienek-Förderpreis (2014) und den Literaturpreis der Hauptstadt Warschau (2014).


Jan Wagner, 1971 in Hamburg geboren, lebt in Berlin. 2001 erschien sein erster Gedichtband "Probebohrung im Himmel". Es folgten "Guerickes Sperling" (2004), "Achtzehn Pasteten" (2007), "Australien" (2010), "Die Eulenhasser in den Hallenhäusern" (2012) und der Sammelband "Selbstporträt mit Bienenschwarm" (2016) und zuletzt "Die Life Butterfly Show" (2018) sowie die Essaybände "Der verschlossene Raum" (2017) und "Der glückliche Augenblick" (2021). Für seinen Gedichtband "Regentonnenvariationen" (2014) gewann er 2015 den Preis der Leipziger Buchmesse, 2017 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Ende Oktober erscheint sein neuer Gedichtband „Steine & Erden“.


Die Veranstaltung wird unterstützt von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.