Donnerstag, 06.07.2017, 20 Uhr

„Los, fang einen Stern im Flug!“ - Michael Mertes stellt seine John-Donne-Übersetzungen vor.

John Donne (1572–1631) gilt als einer der größten Liebeslyriker englischer Sprache. Schon Donnes Zeitgenossen bewunderten den Reichtum und die Kühnheit seiner Bildsprache. Die Vielfalt der von ihm erfundenen Strophenformen steht einzigartig da. Die Vorliebe späterer Generationen für einen harmonischen Stil minderte die Wertschätzung für Donne. Doch im 20. Jahrhundert wurde er wiederentdeckt. Namhafte Dichter von T. S. Eliot über Paul Celan bis Joseph Brodsky schätzten und feierten ihn als Erneuerer und prägende Gestalt europäischer Dichtung. Brodsky nannte ihn „eine der größten Gestalten der Weltliteratur“.

Bei seinen Donne-Nachdichtungen bleibt Michael Mertes den Maximen treu, von denen er sich bei seiner Übersetzung der Shakespare-Sonette (erste Aufl. 2006, zweite Aufl. 2014) hatte leiten lassen. Die Kritik (u.a. literaturkritik.de, Die Welt/Literarische Welt, NZZ) lobte diese Arbeit einhellig wegen ihrer „ungeschraubten Sprache“, ihrer „sprachaktuellen Frische“ und ihres „inspirierten Deutsch“.

Michael Mertes, geb.1953, studierte Jura in Bonn,Tübingen und an der London School of Economics and Political Science. Beruflich war er u.a. tätig im Bonner Bundeskanzleramt, in der Düsseldorfer Staatskanzlei und als Repräsentant der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem 2011-2014. Seit Ende der 1980er Jahre publiziert Mertes in deutschen und ausländischen Zeitungen und Zeitschriften vor allem über außenpolitische Themen (u.a. Daedalus, Esprit, Foreign Affairs, Politique étrangère, Israel Journal of Foreign Affairs). Zusammen mit Heinrich August Winkler und Steven Muller veröffentlichte er in den USA 1996 eine Zwischenbilanz der deutschen Einheit unter dem Titel „In Search of Germany“.

Vor gut 15 Jahren begann Michael Mertes, sich der Übertragung englischer Lyrik der Renaissance und des Frühbarock zu widmen. Die Zeitschrift „Sinn und Form“ veröffentlichte 2009, 2011 und 2016 einige seiner Donne-Übersetzungen. Zurzeit arbeitet Mertes an einer Übertragung von Gedichten Andrew Marvells (1621-1678); daneben gilt sein Interesse der Lyrik von Gerard Manley Hopkins (1844-1889) sowie den Sonetten Michelangelos und Pierre de Ronsards.

„Schweig endlich still und lass mich lieben!“ Ein John-Donne-Lesebuch von Michael Mertes. Bonn, Verlag Franz Schön 2017. 292 S. Geb. 19,80 €