Freitag, 20.01.2017, 20 Uhr

Bachtyar Ali: Der letzte Granatapfel - Der Autor stellt im Gespräch mit Stefan Weidner seinen Roman vor.



Bachtyar Ali: Der letzte Granatapfel. Roman.
Aus dem Kurdischen (Sorani) von Ute Cantera-Lang u. Rawezh Salim. Zürich, Unionsverlag  2016. 352 S. Geb. 22 €

 

Dieser Roman von scharfer Aktualität und berückender Poesie erzählt von verwunschenen Schlössern, von Bienenschwärmen und Honigsammlern, von Kindern auf Schlachtfeldern, von den weißen Schwestern, die mit ihren Liedern den Bazar verzaubern, von Freiheitskämpfern, die zu Fürsten werden, von Seelen in schwarzer Trauer – und von einem Jungen mit Namen Glasherz, der von einer Welt träumt, in der alles durchsichtig und rein ist.

An Bord eines Bootes, das ihn zusammen mit anderen Flüchtlingen in den Westen bringen soll, erzählt Muzafari Subhdam seine Geschichte. Selbst ein hochrangiger Peschmerga, rettete er dem legendären kurdischen Revolutionsführer einst das Leben, als sie von Truppen des Regimes umstellt waren. Er aber geriet in 21-jährige Gefangenschaft, mitten in der Wüste.

Sein ehemaliger Anführer Jakobi Snauber steht tief in seiner Schuld. Mithilfe eines Gefangenenaustauschs lässt er seinen Freund aus der Gefangenschaft zurückholen. Er bringt ihn in sein Schloss, weitab der zerstörten kurdischen Regionen und des gebeutelten Volkes. Muzafari Subhdam soll nichts erfahren von den Verwüstungen, die der Diktator und auch die zwei kurdischen Großparteien angerichtet haben, von Flucht und Tod so vieler Menschen.

Doch Muzafari Subhdam begibt sich auf eine Reise durch das, was aus seinem Land geworden ist. Eine Reise durch Geschichten, Geheimnisse und zu Personen, die ihm dabei helfen, seinen verschollenen Sohn zu finden. Eine Reise, die ihn schließlich auf den Weg führt, den Tausende schon vor ihm genommen haben: übers Mittelmeer in den Westen.

Der Roman steht auf Platz 1 der neuen Litprom-Bestenliste:

Bachtyar Ali ist ein aus dem irakischen Kurdistan stammender Autor, der die Jury mit seinem stilistisch herausragenden und zugleich zutiefst menschlichen Roman überzeugte. Der Roman schildert einen Vater auf der Suche nach seinem verlorenen Sohn. Diese Suche weitet sich aus zu einer eindringlichen Reise durch die alptraumhafte Geschichte der irakischen Kurden im 20. Jahrhundert. „Bachtyar Ali, der große Erneuerer der kurdischen Gegenwartsliteratur, schenkt uns Weltliteratur voller Mystik und Magie, furios übersetzt.“ (Claudia Kramatschek)


„Das Buch ist ein Paukenschlag, einer der intensivsten Texte aus dem orientalischen Raum, die seit Langem zu lesen waren. Sofort versteht man, warum der Autor in seiner Heimat Kultstatus genießt. Wie konnte ein solches Buch, ein solcher Autor sich vor unserem Buchmarkt so lange verbergen? Wir werden noch viel von ihm hören und lesen.“ Stefan Weidner, Süddeutsche Zeitung

Stefan Weidner, der an dem Abend das Gespräch mit Bachtyar Ali führt, studierte Islamwissenschaft, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Göttingen, Damaskus, Berkeley und Bonn. Er arbeitet als Autor, Übersetzer, Literaturkritiker und seit 2001 als Chefredakteur der Zeitschrift Fikrun wa Fann, die vom Goethe-Institut herausgegeben wird und zum Dialog zwischen westlicher und islamisch geprägter Kultur beitragen soll. Er hat zahlreiche Lyriker aus dem Arabischen übersetzt, darunter Adonis und Mahmud Darwisch. Seit Oktober 2012 ist Weidner Gründungsmitglied der Akademie der Künste der Welt in Köln. Stefan Weidner ist Mitglied in der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland.