Dienstag, 07.06.2022, 20 Uhr

Britta Jürgs und Prof. Dr. Werner Jung: Erinnerung an Ruth Rehmann anlässlich der Neuausgabe ihres Romans "Illusionen"

Ruth Rehmann wurde am 1. Juni vor 100 Jahren geboren.

Ruth Rehmann: Illusionen. Roman. Hg. und mit einem Nachwort versehen von Werner Jung.  AvivA Verlag 2022. 350 S. Geb. ca 24,00 €

Das Buch erscheint im April 2022

In ihrem Roman „Illusionen“ erzählt Rehmann vom Arbeitsalltag und den Wochenendvergnügungen dreier Frauen und eines Mannes, die im Großraumbüro eines Konzerns tätig sind. Mit ihren unterschiedlichen Vorstellungen und Träumen brechen sie samstagmittags ins Wochenende auf. In zwölf Kapiteln schildert Rehmann deren Abenteuer und Enttäuschungen, Träume und Illusionen und lässt uns an der verwirrenden, glücklichen, faszinierenden oder riskanten Vergangenheit und Gegenwart ihrer vier Protagonistinnen teilhaben – bis zur ernüchternden Rückkehr in den 13. Stock am Montagmorgen.

Im selben Jahr wie Grass’ „Blechtrommel“ oder Bölls „Billard um halb zehn“ erschienen, lässt Rehmanns Zeit- und Gesellschaftsroman ganz neue Facetten der Wirtschaftswunderzeit entdecken und beeindruckt auch heute noch durch seine Modernität. 1958 las Ruth Rehmann das Kapitel „Das erste Kleid“ auf der Tagung der Gruppe 47 in Großholzleute. Bei der Abstimmung über den Preis der Gruppe unterlag sie schließlich jedoch Günter Grass.

Diese Neuausgabe enthält ein ausführliches Nachwort von Werner Jung.

Ruth Rehmann, 1922 in Siegburg geboren, studierte zunächst Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik an den Universitäten Bonn und Marburg, dann Musik mit dem Hauptfach Geige in Köln, Berlin und Düsseldorf, unterbrochen durch eine Dienstverpflichtung bei der Wehrmacht, wo sie als Sekretärin arbeitete. Nach ihrem Abschluss unterrichtete sie zunächst Deutsch und Englisch in bayerischen Landschulheimen und arbeitete als Dolmetscherin sowie als Pressereferentin für verschiedene ausländische Botschaften in Deutschland. Gleichzeitig begann sie mit der Veröffentlichung literarischer Arbeiten. 1958 las sie auf einer Tagung der Gruppe 47 aus ihrem ersten Roman »Illusionen«, bekannt wurde sie 1979 mit »Der Mann auf der Kanzel: Fragen an den Vater«, in dem sie sich Fragen zur Rolle der Elterngeneration und der Kirche in der NS-Zeit widmet. In dieser Zeit intensivierte sie auch ihr politisches Engagement in der Friedensbewegung. Neben Romanen und Erzählungen verfasste sie auch zahlreiche Hörspiele. Sie war Mitglied der Bayerischen Akademie der Künste und wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Georg-Mackensen-Literaturpreis, dem Oberbayerischen Kulturpreis und im Jahr 2001 mit dem Bundesverdienstkreuz.
Seit 1945 lebte sie im Chiemgau, noch im Jahr 2009 veröffentlichte sie mit »Ferne Schwestern« einen weiteren Roman. Sie starb am 29. Januar 2016.

Britta Jürgs studierte Germanistik, Romanistik und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main, Paris und Berlin. 1997 gründete sie den AvivA Verlag und arbeitet als Verlegerin dieses Verlages. Sie ist  Herausgeberin von Büchern zu Frauen in der Kunst- und Literaturgeschichte. Außerdem ist Britta Jürgs Redakteurin und Herausgeberin der VIRGINIA Frauenbuchkritik.

Auf der Frankfurter Buchmesse 2011 bekam sie die Auszeichnung als „BücherFrau des Jahres“. 2021 wurde ihr die Rahel Varnhagen von Ense-Medaille der Stiftung Preußische Seehandlung durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa verliehen. Von 2015 bis 2021 war sie Vorsitzende der Kurt Wolff Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene. Seit 2021 ist Britta Jürgs im Vorstand des Landesverbands Berlin-Brandenburg des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Zu der Veranstaltung wird es auch ein Sonderfenster und einen Sondertisch mit Büchern des AvivA Verlages geben.

Prof. Dr. Werner Jung
lehrte bis zu seiner Emeritierung Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Universität Duisburg-Essen. Er lehrt und forscht auf dem Gebiet der deutschen Literatur des 18.-21. Jahrhunderts, der Ästhetik, Poetik, Literaturtheorie und Editionsphilologie. Werner Jung ist (Mit-)Herausgeber der Werke Heinrichs Bölls, Ludwig Harigs und Georg Lukács'. Im AvivA Verlag gab er bereits die Hörstücke Ruth Rehmanns heraus: »Drei Gespräche über einen Mann und andere Hörspiele«.
Gerade hat Werner Jung im Verlag Aisthesis ein Dieter Wellershoff-Lesebuch mit dem Titel "Verlorene Tage" herausgegeben.

Im Januar 2018 hat er in einer Veranstaltung der Buchhandlung über Heinrich Böll gesprochen.


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