Dienstag, 13.06.2023, 20 Uhr

Scholem Alejchem: Eisenbahngeschichten - vorgestellt und auf Jiddisch und Deutsch gelesen von Prof. Dr. Efrat Gal-Ed
 
„Ich bin Reisender. Fast elf Monate im Jahr bin ich unterwegs. Meistens mit der Bahn und in der Regel dritter Klasse, und, wie kann es anders sein, immer durch jüdische Städte und Schtetl.“ So beginnen Scholem Alejchems 1909/10 in Warschauer und New Yorker Zeitschriften auf Jiddisch erschienen Eisenbahngeschichten. Sie stellen, was die Schilderung von Personen und Alltagssituationen betrifft, kleine Meisterwerke der Kurzprosa dar und liegen seit 2019 in einer zweisprachigen Edition vor. Efrat Gal-Ed wird auf Jiddisch und Deutsch ausgewählte Texte lesen und zeigen, dass Scholem Alejchem noch bedeutendere Texte als Tewje der Milchmann produzieren konnte.

Scholem Alejchem: Eisenbahngeschichten. Schriften eines Handlungsreisenden. Jiddisch und Deutsch. Übersetzt von Efrat Gal-Ed, Gernot Jonas und Simon Neuberg. De Gruyter 2019. 444 S. Geb. 34,90 €

Mit dem dritten Band der Schriftenreihe Jiddistik: Edition & Forschung liegt der vollständige Erzählungszyklus Eisenbahngeschichten von Scholem Alejchem (1859–1916) nun erstmals zweisprachig, jiddisch und deutsch, vor. In diesem Werk begegnen wir einem der drei Klassiker der jiddischen Literatur in der Gattung, in der er eine besondere Meisterschaft erlangt hatte: der Kurzgeschichte.

Seine prägnante Schilderung von Menschentypen und Alltagssituationen in ausdrucksstarken Monologen haben ihn über die jiddische Literatur hinaus berühmt gemacht.

Als Nachwort zur vorliegenden Ausgabe dient Dan Mirons eindrücklicher Essay Reise ins Zwielicht, der eine ausführliche Entstehungsgeschichte bietet und eine multifokale Interpretation des Werks leistet.

"Überhaupt ist eine durch Disziplin erreichte Perfektion das Kennzeichen dieser visuell ungemein klaren Ausgabe. [...] Da ein exakter jiddischer Text und eine sehr gute Übersetzung nun so elegant und so bequem nebeneinanderstehen, bietet sich hier allen Verehrern der jiddischen Literatur die Chance zur Entdeckung eines bewegenden Werkes der Weltliteratur im Original." Susanne Klingenstein in: FAZ (13.06.2019), 10

„Wie frühere Werke des Autors [Scholem Alejchem] beschwören diese Geschichten die Welt der jüdischen Schtetl, aber sie zeigen sie verunsichert, erschüttert. Eine Welt, die ihre Gewissheiten verloren hat. […] Hier […] haben die Personen ihre Souveränität, aber auch den entschlüsselnden Blick auf den Anderen verloren. […] Der israelische Literaturwissenschaftler schreibt in dem klugen Nachwort-Essay über diese Gestalten: ‚Sie sind nicht größer als das Leben."  Thomas Schmid in: Die Welt (10.08.2019), 31

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Katholischen Bibelwerk

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