Dienstag, 24.02.2026, 20 Uhr

Kabarett der Namenlosen - Susanne Schädlich stellt ihren Roman vor
 
Los Angeles zwischen 1939 und 1945. Endstation für deutsch-jüdische Emigranten, Regisseure, Schauspieler, Schriftsteller. Einer von ihnen ist Leopold Jessner. Von 1919 bis 1930 erster Generalintendant des Preußischen Staatstheaters in Berlin, Revolutionär der Bühne, bewundert, gehasst, bekämpft. Eng verknüpft mit ihm ist das Los ‚seiner‘ Schauspieler: Alexander Granach, Fritz Kortner, Elisabeth Bergner und Ernst Deutsch. Ihr Schicksal teilen Autoren wie Alfred Polgar, Alfred Döblin, Ludwig Marcuse oder Bruno Frank. Sie alle waren berühmt – in Deutschland. In Amerika sind sie ‚namenlos‘, können in ihrem Metier kaum arbeiten, das größte Hindernis ist die Sprache. So leben die meisten von Spenden betuchterer Emigranten oder von Gelegenheitsjobs. Zwischen diesen Mittellosen und den Feuchtwangers oder den Manns in ihren Villen in Pacific Palisades liegen Welten. Doch im ‚Jewish Club of 1933‘ kommen sie alle zusammen. Mit Autorenlesungen und Theateraufführungen stemmen sich die Emigranten hier gegen die Unkultur in Deutschland, aber auch gegen die Nazi-Anhänger in den USA. Bei privaten Treffen geht es um das fiebrige Leben in der Glitzerstadt, um Träume, auch die geplatzten. Um ihre deutsch-jüdische Identität, hin- und hergerissen zwischen alter und neuer Heimat. Um die Hoffnung, vielleicht doch noch einmal im Theater und Film oder als Autoren gebraucht zu werden. Denn – so Ernst Deutsch: „Außer einer unheilbaren Krankheit kann einen nichts Schlimmeres treffen als die unfreiwillige Emigration“.

In Kabarett der Namenlosen schlägt Susanne Schädlich, umfangreich recherchiert, eines der unbekanntesten und aufregendsten Kapitel der deutschen Kulturgeschichte im Exil auf – und holt Leopold Jessner und einige seiner Weggefährten zurück auf die Bühne.

Susanne Schädlich: Kabarett der Namenlosen. Roman. Arco 2025. 243 S. Kart. 22,00 €

„Ein fesselndes Buch über die Flucht und Vertreibung großartiger Künstler aus unserem Land. In einer Welt, in der erneut Kriege toben, Antisemitismus und Demokratieverdrossenheit wachsen, in der Kunst und Kultur beschränkt werden, ist Kabarett der Namenlosen ein starkes und wichtiges Statement.“   Iris Berben

Susanne Schädlich, geb. 1965 in Jena, wuchs in Berlin-Köpenick auf. Ihr Vater ist der Schriftsteller Hans Joachim Schädlich, ihre Mutter die Verlagslektorin und Herausgeberin Krista Maria Schädlich. 1977 reiste sie mit den Eltern und der acht Jahre jüngeren Schwester Anna aus der DDR in die Bundesrepublik aus, zuerst nach Hamburg, dann nach West-Berlin.
Nach elf Jahren Bundesrepublik ging Susanne Schädlich nach Los Angeles. Es entstanden erste literarische Übersetzungen. Susanne Schädlich arbeitete u. a. am Max Kade Institute for Austrian-German-Swiss Studies. 1995 erhielt sie ein Stipendium der University of Southern California. Sie studierte Neuere Deutsche Philologie. 1999 kehrte sie nach Deutschland zurück und lebt seither wieder in Berlin.

Veröffentlichungen (Auswahl):

2009 veröffentlichte sie die autobiografische Erzählung „Immer wieder Dezember – Der Westen, die Stasi, der Onkel und ich“. In diesem Buch schildert sie die Geschichte ihrer Familie und die ihres vertrauten Onkels Karlheinz Schädlich, der die Familie als Inoffizieller Mitarbeiter der ‚Stasi‘ jahrelang bespitzelte.

Es folgten die Romane „Westwärts soweit es nur geht“ und „Herr Hübner und die sibirische Nachtigall“. Zuletzt erschien „Briefe ohne Unterschrift – wie eine Radiosendung die DDR herausforderte“. Das Buch lag dann einer Wanderausstellung in Berlin, Frankfurt a.M. und Koblenz zugrunde.



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