Dienstag, 14.06.2022, 20 Uhr

Shakespeares Schwester und blaue Schmetterlinge - Tobias Schwartz stellt das Werk der englischen Frühaufklärerin Aphra Behn in seiner Übersetzung vor. Im Anschluss gibt er eine Einführung in sein eigenes literarisches Schaffen.

Aphra Behn (1640-1689) gilt als Mutter des modernen realistischen Romans wie wir ihn kennen. Diese Feministin avant la lettre und erste freie Schriftstellerin Englands schrieb erfolgreiche Komödien und Gedichte, in denen sie gegen die patriarchalen Gesellschaftsstrukturen ihrer Zeit humorvoll und bissig aufbegehrte. In ihrem berühmten Roman „Oroonoko“, der beispielsweise Voltaires „Candide“ beeinflusste, übt sie früh Kritik am Kolonialismus. Allein aufgrund ihres Geschlechts geriet sie in Vergessenheit. Wiederentdeckt wurde sie Anfang des 20. Jahrhunderts von Virginia Woolf und Vita Sackville-West, doch in Deutschland ist sie bis heute ein Geheimtipp geblieben.

Damit wollte sich der Schriftsteller und Übersetzer Tobias Schwartz nicht zufrieden geben – und hat Aphra Behns Werk übersetzt und in einer zweibändigen Ausgabe neu herausgebracht. Zwischen ihren und seinen Texten gibt es trotz des großen zeitlichen Abstands eine ins Auge stechende Gemeinsamkeit: die Vorliebe für starke Frauenfiguren.

Zu der Veranstaltung:

Nachdem Schwartz im ersten Teil der Lesung ins Leben und Werk Aphra Behns eingeführt und aus ihrer Prosa und ihren Gedichten vorgetragen hat, widmet er sich in einem zweiten Teil seinen humorvoll-atmosphärischen Emlichheim-Romanen „Nordwestwärts“ und „Vogelpark“, sowie dem zuletzt erschienenen „Morpho peleides“, aus denen er Passagen liest, und er erklärt, was es mit dem blauen Schmetterling auf sich hat.

Aphra Behn wurde 1640 in Wye, Kent geboren. In Surinam lernte sie die Schattenseiten des Kolonialismus kennen. Sie trat als Spionin in den Dienst Charles II., der in der Restaurationszeit ein Klima von Toleranz und Freizügigkeit schuf. Als erste freie Schriftstellerin Englands erfand sie mit „Oroonoko“ den modernen Roman, wie wir ihn kennen. Ihre Komödien zählten zu den erfolgreichsten ihrer Zeit. 1689 starb sie in London.
Tobias Schwartz (geb. 1976) ist Schriftsteller, Dramatiker und Übersetzer. Er lebt in Berlin. Sein Debütroman „Film B“ erschien 2007, eine Bühnenfassung hatte 2008 an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Premiere. Seine Theaterstücke waren u.a. am Maxim-Gorki-Theater, am Hans-Otto-Theater Potsdam, sowie an diversen Berliner Off-Theatern zu sehen. 2017 erschien sein Virginia-Woolf-Buch „Bloomsbury & Freshwater“ und zuletzt der große Roman „Morpho peleides“ (2021).

Aphra Behn: „Ich lehne es ab, meine Zunge im Zaum zu halten.“ Romane und Erzählungen / „Fliegen sollst du.“ Dramen und Gedichte. 2 Bde. AvivA Verlag, 2021
 
Tobias Schwartz: „Nordwestwärts“ (Roman, 2019), „Vogelpark“ (Roman, 2020), „Morpho peleides“ (Roman, 2021), alle Elfenbein Verlag

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