Dienstag, 02.11.2021, 20 Uhr

Prof. Dr. Rainer Schäfer: Aus der Erstarrung. Gedanken zum späten Hölderlin 

Rainer Schäfer: Aus der Erstarrung. Hellas und Hesperiden im freien Gebrauch des Eigenen beim späten Hölderlin. Blaue Reihe bei Meiner 2020. 317 S. Kart. 26,90 €

Das Buch "Aus der Erstarrung. Hellas und Hesperien im 'freien Gebrauch des Eigenen' beim späten Hölderlin" von Rainer Schäfer feiert den 250. Geburtstag des Dichters mit dem Aufweis, dass es in den späten Gedichten, Hymnen, theoretischen Reflexionen, Briefen und in der Tragödientheorie der "Anmerkungen zur Antigone und zum Ödipus" einen roten Faden gibt, der einen Zusammenhang des Spätwerks spinnt.

Der Gedanke besteht in einem transkulturellen, transhistorischen, ästhetischen und metaphysischen Geschehen, bei dem Heimat und Fremde, das Eigene und das Andere, Natur, Götter und Menschen in eine freie Lebensform überführt werden sollen. Das geschieht durch eine Überwindung der Erstarrung, in die eine Geisteswelt gerät, wenn sie nur ihren eigenen Regeln folgt. Das Einlernen in das Fremde, Andere birgt aber auch die Gefahr, dort in die Erstarrung der Regeln zu verfallen. Daher muss auch das erlernte Fremde wieder mit der Rückkehr ins Eigene überwunden werden. Nun erst sind Eigenes und Fremdes frei zu gebrauchen, und man kann ins Offene treten. Diese Erlangung der Freiheit, der souveräne Umgang mit Regeln, wird in Schäfers Buch als Hölderlins grundlegende These zum Wesen des Geistes und des Geistigen überhaupt dargelegt. Sie bildet Hölderlins Rüstzeug in der Begegnung mit den Philosophen und Dichtern seiner Gegenwart, zugleich bildet sie für die späten Hymnen "Der Einzige", "Patmos" und "Friedensfeier" einen hintergründigen Plot. Dass Hölderlins freigelassener Geist auch Heute not-wendig ist, liegt auf der Hand.

Bei der Buchpräsentation soll das Kapitel zu Hölderlins "Friedensfeier" vorgestellt werden.

Prof. Dr. Rainer Schäfer lehrt seit 2016 klassische deutsche Philosophie an der Universität Bonn, zuvor hatte er vier Jahre eine Distinguished Chair Professur für "Foreign Philosophy" an der Peking University/China inne. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Kant, Fichte, Hegel, Descartes, Rousseau, Locke, Leibniz, dem antiken Skeptizismus und der Phänomenologie des 20. Jahrhunderts sowie über 100 nationale und internationale Vorträge.

Zusätzliche Informationen