Donnerstag, 25.04.2019, 20 Uhr

PD Dr. Peter Glasner: Phantastisch, ‚utopisch’, persönlich: Autobiographisches aus dem 16. Jahrhundert am Beispiel des Kölner Ratsherren Hermann (von) Weinsberg

Eine Gemeinschaftsveranstaltung der GfdS und der Buchhandlung Böttger

Im Mittelpunkt des Vortrags steht ein besonders attraktives Fallbeispiel ‚autobiographischen’ Schreibens aus dem 16. Jahrhundert: die privaten Aufzeichnungen des Kölner Ratsherren Hermann von Weinsberg (1518-1597). Die in ihrem Umfang und Themenspektrum so faszinierenden Manuskripte eines Schreibbesessen vereinen Humanistisches wie Individuelles, Historisches wie Fiktives, Genealogisches wie Autobiographisches zu einem einzigartigen, lebensumspannenden Selbst-Beschreibungsprojekt. Aufgrund ihres Abfassungszeitraumes von fast einem halben Jahrhundert sind die zudem selbst illustrierten Aufzeichnungen Weinsbergs sowohl eine einzigartige Quelle der Sprachgeschichte als auch der spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Manuskriptkultur. Sie sind „in ihrer Art“, so schon Wolfgang Herborn, „das bedeutendste Beispiel bürgerlicher Chronistik des 16. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum“.

Kleine Auswahlbibliographie:

Texte

Alberti, Loen Battista: Vita. Lateinisch/Deutsch. Herausgegeben und eingeleitet von Christine Tauber. Übersetzt und kommentiert von Christine Tauber und Robert Cramer. Frankfurt a. M. und Basel 2014.

Augustinus: Confessiones. Lateinisch/Deutsch. Übersetzt, herausgegeben und kommentiert von Kurt Flasch und Burkhard Mojsisch. Mit einer Einleitung von Kurt Flasch. Stuttgart 2009 (RUB 18676).

Pepys, Samuel: Die geheimen Tagebücher. Herausgegeben von Volker Kriegel und Roger Willemsen. Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Georg Deggerich. Mit einem Nachwort von Roger Willemsen. Frankfurt a. M. 2004.

Das Buch Weinsberg. Kölner Denkwürdigkeiten aus dem 16. Jahrhundert bearbeitet von Konstantin Höhlbaum, Friedrich Lau und Josef Stein. 5 Bde. Leipzig 1886f., 1897f., 1926 (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde IIIf., XVI; Nachdruck Düsseldorf 2000).

Das Buch Weinsberg. Aus dem Leben eines Kölner Ratsherren. Im Auftrag der Stadt Köln herausgegeben von Johann Jakob Hässlin. Köln 1997.

Biographische Notiz

Peter Glasner wurde promoviert mit der Dissertation Die Lesbarkeit der Stadt. Kulturgeschichte und Lexikon der mittelalterlichen Straßennamen Kölns. Köln: DuMont 2002. Seit 2006 forscht, lehrt und publiziert er in der Germanistischen Mediävistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zu mittelalterlicher Sprache, Literatur und Manuskriptkultur sowie zur Rezeptionsgeschichte mittelalterlicher Stoffe. Seine Habilitationsschrift Narrheit und Ästhetik. Erzählen von intriganten Narren im Mittelalter (Kölner Germanistische Studien) erscheint 2019 im Böhlau Verlag. Nach Gastprofessuren in der Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität Berlin nimmt er im Wintersemester 2018/19 eine Vertretungsprofessur in der Germanistischen Mediävistik an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn wahr. Für seine Forschung und Lehre wurde Glasner ausgezeichnet mit dem Köln-Preis 96, dem Offermann-Hergarten-Preis (2004), dem Henning-Kaufmann-Preis (2006), dem Initiativpreis 2010 sowie dem Lehrpreis der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn (2015).




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